Haben die Türken ab 1890 begonnen die Armenier zu ermorden?

Wir sehen, dass in der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts angefangen wurde über eine "Armenier-Frage" zu sprechen. Aber wenn man für die "Armenier-Frage" einen Anfangspunkt suchen sollte, findet man diesen in dem Reformerlaß von 1856 oder im osmanisch-russischen Krieg zwischen 1877- 1878 sowie dem darauffolgenden Abkommen von Ayastefanos und der Berliner Konferenz. Aber wir denken, dass wir noch weiter zurück bis 1820 gehen sollten, um die Angelegenheit besser verstehen zu können.

In dieser Phase taucht das zaristische Russland auf, dessen Macht auf der Welt immer mehr an Bedeutung gewann. Diese imperialistische Macht akzeptierte den osmanischen Staat als ein natürliches Entwicklungsgebiet und versuchte sich mit Hilfe der Osmanen nach Süden und Südosten auszubreiten. Die Unabhaengigkeit Griechenlands vom osmanischen Reich ist zum grössten Teil auf diese expansionistische Politik Russlands zurückzuführen. Eines der wichtigsten Elemente dieser Politik ist Russland zufolge, der Schutz gegenüber den Osmanischen-Christen. Dies wiederum hat die Russen dazu getrieben, sich neben den Orthodoxen-Griechen auch mit den gregorianischen Armeniern zu befassen.

Während Russland im Westen versuchte in den Balkan einzudringen, stieg er über den Osten in Kaukasien ein. Diese Entwicklung versetzte die armenische Ecmijazin Kirche in Kaukasien unter russischen Einfluss. Ecmijazin ist ein religiöses Zentrum, an das die gregorianischen Armenier gebunden sind.

Die Ecmijazin Kirche ging in kurzer Zeit zu den Russen über. Selbst Katolikos Nerses Aratarakes schloss sich an der Spitze einer armenischen 60.000 Mann Streitkraft beim 1827- 28 Russland-Irankrieg den Russen an.

Auch der Versuch der Russen, sich unter die osmanischen Armenier zu mischen, geschah durch die Ecmijazin Kirche und nach 1844 wurde das armenische Patriarchat in Istanbul bei Gottesdiensten Ecmijazin Katoliko genannt.

Nicht nur Russland hatte die Absicht der Schützer der osmanischen Christen zu sein. Auch Großbritannien und Frankreich hatten die Absicht die osmanischen Christen zu den Protestanten und Katholiken zu gewinnen. Nachdem sie damit Erfolg hatten, wurde 1830 in Istanbul eine armenisch-katholische und 1847 eine protestantische Kirche gegründet. Weder bei diesen Entwicklungen, noch bei der Veröffentlichung des Reformerlasses in 1856 war von einer "Armenier-Frage" die Rede.

Der Reformerlass, der die Bedeutung, die nationale Ordnung im westlichen Modell neu zu organisieren, trug, brachte die Moslems und Nicht-Moslem auf den gleichen Status und beendete somit die Vorteile und geistliche Befreiungen der nicht-Moslem. Nach diesem Erlass bereitete das armenische Patriarchat eine armenische Volksbestimmung vor und überreichte diese am 29. März 1862 der osmanischen Regierung. Somit wurde sie bestätigt und trat in Kraft. Mit der Bestimmung wurde ein Parlament mit 140 Mitgliedern gegründet, die die Innenangelegenheiten des Volkes besprachen. Es wurde vorgesehen, dass 20 dieser Mitglieder Kirchenangehörige von Istanbul, 80 Mitglieder der Kirchengemeinschaft in Istanbul und 40 Mitglieder von der Provinz waren.

Der Reformerlaß hat neben Russland auch Großbritannien und Frankreich dazu gebracht sich mehr mit den Armeniern zu befassen. Dies wiederum steigerte das Interesse Russlands an den Armeniern.

Hinter diesem Interesse lag nicht die Sympathie dieser Staaten, sondern ihre eigenen imperialistischen Vorteile. Um zu sehen, warum das so war, muss man die damaligen Machtbeziehungen und den Kampf um die Bewohner auf der Welt betrachten.

Eines der wichtigen Gebiete in diesen Einwohner und Vorteilkämpfe ist der osmanische Staat. Einer der Grundsteine dieser neuen Politik war die christlichen Elemente im osmanischen Staat und vor allem wurden die Armenier gegen die Osmanen ausgenutzt. Ihnen wurde ein Armenien in Ostanatolien versprochen, dabei glaubten sie selbst nicht an die Realisierung dieses Versprechens.

Als Ergebnis des osmanisch-russischen Krieges zwischen 1877- 78 und wegen der Kriegsniederlage der Osmanen kam es zu neuen Entwicklungen. Daraufhin kam die "Armenier-Frage" zum Vorschein.

Nach dem osmanisch-russischen Krieg forderte der armenische Patriarch von Istanbul, Nerses Varjabedyan, unter Vermittlung des Katholikos der Ecmiyazin-Kirche vom russischem Zaren, die von Russland besetzten osmanischen Gebiete in Ostanatolien nicht zurückzugeben. Darüber hinaus verlangte er im russischen Quartier in Ayastefanos vom russischen Grossfürsten Nikola die Annektierung Ostanatoliens durch Russland oder eine Autonomie wie in Bulgarien, wenn nicht, dann Reformen zu Gunsten der Armenier. Bis zur vollen Umsetzung der Reformen sollte sich die russische Armee nicht zurückziehen, so nach der Forderung des Patriarchs. Die letzte Forderung des Patriarchs wurde von Russen angenommen und als 16.Artikel in das Abkommen von Ayastefanos aufgenommen.1 Wir brauchen gewiss nicht zu sagen, dass der Patriarch Varjabedyan osmanischer Staatsbürger war. Die russische Besetzung in Ostanatolien hat Russland die Möglichkeit verschafft, den Einfluss auf die Osmanischen-Armeniern zu vergrößern. Die armenischen Offiziere in der russischen Armee haben versucht die Osmanischen-Armenier gegen den Staat aufzuhetzen und ihnen eingeprägt, "wie sich die Christen auf dem Balkan" von den "Osmanen zu trennen und ihren eigenen Staat zu gründen versuchen".

Grossbritannien erkannte die Absicht der Russen und lehnte das Abkommen von Ayastefanos ab. Denn ein unter der Obhut Russlands in Ostanatolien zu gründender armenischer Staat würde die Sicherheit der britischen (Handels) Wege zum Persischen Golf und nach Indien gefaehrden. Grossbritannien gelang es, dass das Abkommen von Ayastefanos gegen Zypern geaendert und auf der Berliner Konferenz der Abzug der Russen aus Kars, Ardahan und Batum beschlossen wurde. Nach dem russischen Abzug sollten unter Aufsicht der 5 Maechte, die armenische Reformen umgesetzt werden. Ab diesem Zeitpunkt betrachtete Grossbritannien die "armenische Reform" als seine eigene Sache.

An der Berliner Konferenz hat auch eine Kommission des armenischen Patriarchats in Istanbul teilgenommen. Da diese Kommission ihren Willen nicht durchsetzen konnte, kamen sie mit dem Urteil "ohne einen Kampf und Aufstand kann man nichts erreichen" nach Istanbul zurück.

Russland verlor mit der Berliner Konferenz eine große Gelegenheit, die sie mit dem Ayastefanos Abkommen bekommen hatte. Außerdem musste sie im Westen Griechenland und Bulgarien dem Einfluss von Großbritannien überlassen. Daraufhin verfolgte sie eine Politik, deren Ziel die direkte Vereinigung von Ostanatolien war. Bei dieser Politik hat Russland versucht die Armenier erneut auszunutzen.

Der französische Schriftsteller Rene Pinon, der als Türkenfeind bekannt ist, zeigt mit diesen Worten offen den Kampf von Großbritannien und Russland gegen die Armenier:
"Der Briten und Russen haben ihren Krieg auf dem Rücken der Armenier ausgetragen. Armenien ist in den Händen von Großbritannien ein Wachposten zur Vorbeugung der russischen Ausbreitung geworden."

In Großbritannien trat 1880 die Gladstone Regierung an die Macht. Dies hat den Kampf intensiviert. Großbritannien gab die Politik, die territoriale Integrität des osmanischen Staates vor Russland zu schützen auf und verfolgte nun eine Politik, welche die Teilung des osmanischen Reiches vorsah. Davon versprach sich Großbritannien kleine befreundete Staaten, die es gegen Russland einsetzen konnte. Einer dieser Pufferstaaten sollte Armenien sein.

Als erste Resultate der neuen Politik wurden Ostanatolien in der britischen Presse als Armenien bezeichnet, in den abgelegensten Orten Ostanatoliens wurden britische Konsulate eröffnet, die Zahl der protestantischen Missionaere erhöhte sich und in London wurde das britisch-armenische Komitee gegründet. Für ihre eigenen Interessen nutzten Russland und Grossbritannien die Armenier aus. Viele armenische und auslaendische Quellen dokumentieren dies.

Der armenische Patriarch Horen Aschikyan hat in seinem Werk "Armenische Geschichte" folgendes geschrieben: "Die vielen protestantischen Missionare, die an verschiedenen Orten der Türkei verteilt sind, machen Propaganda zu Gunsten Großbritanniens. Sie behaupten, dass die Armenier dank Großbritannien ihre Unabhängigkeit erlangen werden. Die von ihnen gegründeten Schulen sind Nester ihrer heimlichen Pläne."

Nach den Worten des armenischen geistlichen Hrant Vartabed zeigt die Gründung von protestantischen Volksgruppen im osmanischen Reich und deren Schutz von Seiten Großbritanniens und der USA, dass die westlichen Mächte, die behaupten zivilisiert zu sein, sogar davor nicht zurückschrecken das Religionsgefühl, dass das heiligste Gefühl ist, rücksichtslos auszunutzen." Vartabed beschuldigt Ecmiyazin Katolikos und Kevork sich als Mittel des zaristischen Russlands ausnutzen zu lassen und die anatolischen Armenier zu betrügen.3

Eine weitere Feststellung kommt von dem französischen Botschafter in Istanbul Paul Cambon. Cambon schreibt 1894 in seinem Bericht an Paris folgendes:

"Gladstone hat die unzufriedenen Armenier organisiert, sie diszipliniert und ihnen Rückhalt versprochen. Danach hat sich das Propagandakomitee in London, wo es inspiriert wurde, niedergelassen."

Jean- Paul Ganier sagte:

"Die Armenier, die treue Nation genannt werden, wurden von den Russen und protestantischen Missionaren aufgehetzt und haben sich an die Berliner Konferenz gewendet, als ob sie ein gequältes Volk wären."

Edgar Granville, vermerkte, dass es vor Beginn der russischen Provokation überhaupt keine armenische Bewegung im osmanischen Reich gegeben habe. Unschuldige Menschen hätten durch den Traum nach einem Armenien unter Obhut des Zaren gelitten. Der eigentliche Verbrecher sei das russische Zarentum. Das Ziel der armenischen Bewegung sei die Annektierung Ostanatoliens an Russland.

Der armenische Schriftsteller Kaprielian bemerkte in seinem Buch "Armenierkrise und Auferstehung" mit Stolz, dass sie "die Revolutionsversprechungen und Einreden den Russen zu verdanken haben".

Das Presseorgan des Taschnak-Komitees "Hairenik" gibt in seiner Ausgabe vom 28. Juni 1918 zu, die revolutionaere Gesinnung bei den Armeniern in der Türkei sei im Folge der russischen Provokationen erregt worden...Russland ermutigte alle Grenzvölker zur Zentrifugalkraft.

Vor diesen Realitäten wird es nicht schwer sein, zu sagen, dass hinter der Armenier-Frage der Imperialismus und die Politik, das omanische Reich zu teilen und aufzuteilen, liegt.

Im Rahmen dieser Politik wurden in Ostanatolien ab 1880 einige armenische Komitees gegründet. In Van wurden die Komitees unter den Namen "Das schwarze Kreuz" und "Armenakar", in Erzurum "Die Patrioten" zusammengesetzt. Diese Aktivitäten dieser Komitees blieben regional. Da sich ein großer Teil der Armenier nicht über die osmanische Verwaltung beklagte und in Wohlstand und Frieden weiterlebte sowie den Tätigkeiten dieser Komitees kein Interesse zeigten, konnten sie nicht wirksam sein und mit der Zeit ging ihre Existenz zu Ende.

Da die osmanischen Armenier mit den von ihnen gegründeten Komitees nicht zur Bewegung gegen den Staat getrieben werden konnten, wurde diesmal ein anderer Weg eingeschlagen. Es wurde verlanat, dass die russischen Armenier außerhalb der osmanischen Territorien Komitees gründeten. Somit trat 1887 in Genf das Hincak, 1890 in Tiflis das Taschnak Komitee vor. Diesen Komitees wurden als Ziel die anatolischen Länder und die "Rettung" der osmanischen Armenier vorgezeigt.

Louise Nalbandian, ein Vorreiter der armenischen Propaganda unserer Zeit, äussert sich zum "Hınçak Komitee" wie folgende:

"Um die Gefühle des armenischen Volks in Aktion zu setzen, benötigte man Provokation und Terror. Das Volk sollte gegen seinen Feind provoziert werden. Dann würde man von Vergeltungsaktionen des Feindes profitieren. Terror sollte als ein Mittel eingesetzt werden, um das Vertrauen des Volkes an das Hınçak-Programm zu erwecken. Das Komitee hatte das Ziel, die osmanische Regierung zu terrorisieren. Somit sollte das Regime an Ansehen verlieren und zerstört werden. Der einzige Brennpunkt der terroristischen Taktiken sollte nicht die Regierung sein. Das Hinçak-Komitee wollte die für die Regierung arbeitenden Armenier und Türken töten und versuchte alle Spione und Spitzel zu beseitigen. Um die Terrorakte zu verwirklichen, würde die Partei, also das Komitee, eine sich eigene Organisation gründen.


K. S. Papazian schreibt über das Taschnak Komitee:

"Nach dem Programm dieses Komitees sollte das Türkei-Armenien durch Aufstand politische und wirtschaftliche Freiheit erringen. Das 1892 bei der Vollversammlung des Komitees beschlossenes Programm sah als 8. Methode die Terrorisierung der Regierungsfunktionaere sowie der Verraeter und als 11. Methode die Vernichtung und Plünderung der Regierungsanstalten vor."

Der Mitbegründer und Ideologe des Taschnak-Komitees Dr.Jean Loris Melikoff gibt zu, dass die Interessen des Komitees Vorrang hatten und das Komitee durch Terror von reichen Armeniern Geld erpresste, um seine Plaene umzusetzen.

Wieder einer der Taschnak Ideologen Varandian, gestand in seinem Buch "History of the Dahnagizoutune" (Paris, 1932) dasselbe.

So wie die armenischen Schriftsteller auch offen angeben, war es ein Ziel in Anatolien Aufstände einzuleiten. Die Methode hierfür war der Terror. Die armenischen Komitees haben keine Zeit verloren, um dieses Programm umzusetzen und leiteten verschiedene Versuche für Aufstände ein.

Die Aufstandsversuche wurden zuerst von den Hincak eingeleitet und später folgten die Taschnaks dem gleichen Weg. Die gemeinsame Eigenschaft dieser Aufstandsversuche war, das sie alle von Komiteemitgliedern außerhalb des osmanischen Territoriums geplant und verwirklicht wurden.

Der erste Aufstand war der Aufstand von Erzurum im Jahre 1890. Danach folgte im gleichen Jahr die Kumkapi Demonstration und anschließend folgten 1892-93, die Ereignisse von Kayseri, Yozgat, Corum und Merzifon, 1894 der Sasun Aufstand, 1895 die Babiali Demonstration und der Zeytun Aufstand, 1896 der Van Aufstand und die Besetzung der osmanischen Bank, 1903 der zweite Sasun Aufstand, 1905 der versuchte Anschlag auf Sultan Abdülhamid und 1909 der Adana Aufstand.

Diese ganzen Aufstände und Ereignisse wurden von den armenischen Komitees dargestellt, als wurden die Armenier von den "Türken ermordet". Dies wurde auch an die westlichen Länder und die christliche öffentliche Meinung in dieser Form weitergegeben und somit einen großen Lärm verursacht. Mit dieser Absicht wurde keine Lüge ausgelassen. Die Ereignisse wurden alle entstellt bekannt gemacht. Die bis in den abgelegensten Ecken von Anatolien verbreiteten christlichen Missionare und Konsulate der mächtigen Länder und Botschaften in Istanbul haben bei der Verbreitung und Zustimmung dieser Propaganda an die westlichen öffentliche Meinungen eine große Rolle gespielt. Nachdem sich dieser Propaganda auch die Veröffentlichungen der westlichen Presse anschloss, haben die Christen diese Behauptungen, die jeder Grundlage entbehrten, als Richtig angenommen. Ihre eigene Staatspolitik erforderte auch die Übernahme dieser Behauptungen. Dem Westen nach war dies ein Krieg zwischen Christen und Moslem und brutale Moslem massakrierten unschuldigen Christen. In diesem Fall war der einzige Ausweg die Unerstützung und der Schutz der christlichen Armenier gegen die Moslems, was auch wirklich umgesetzt wurde.

Doch dass die Angelegenheit dem nicht entsprach und die armenischen Komitees mit dieser Propaganda versuchten die mächtigen Staaten zu einem Eingriff gegen die Osmanen zu verleiten, steht in Dokumenten fest.

Der armenische Patriarch in Istanbul hat am 6. Dezember 1876 zum britischen Botschafter Elliot gesagt, "wenn eine Revolution nötig ist, um das Eingreifen von Europa einzuleiten und ihre Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken, ist dies sehr leicht."

Der britische Botschafter Currie in Istanbul hat am 28. März 1894 den folgenden Bericht geschickt:

"Das Ziel der Aufständischen in Erzurum ist es Unruhen auszulösen, damit sie den Widerstand der Osmanen einleiten und somit das Eingreifen der ausländischen Länder ermöglichen können."

Der britische Konsol in Erzurum Graves hat am 28. Januar 1895 in seiner Botschaft an die britische Botschaft in Istanbul erklärt "die Absicht der Komitees ist es eine generelle Unzufriedenheit hervorzurufen und die türkische Regierung und das Volk dazu zu veranlassen, die unwahren Qualen zu verbessern."

Auf die Frage des Korrespondenten der Zeitung New York Herald, Sydney Whitman, ob es zu Auseinandersetzungen gekommen wäre, wenn kein armenischen Komiteemitglied in dieses Land gekommen und die Armenier zum Aufstand provoziert hätte, antwortete Graves:

"Natürlich nicht; ich glaube nicht, dass dann auch nur ein Armenier ermordet worden wäre."

Der stellvertretende britische Konsol in Van, Williams erklärte in seinem Schreiben vom 4. März 1896 folgendes" Die Taschnak und Hincak haben ihre eigenen Landsleute terrorisiert. Mit ihrem Übermaß und ihrer Raserei haben sie das moslemische Volk aufgehetzt, alle Bemühungen zur Anwendung der Reformen gelähmt. Für alle Ereignisse in Anatolien sind die Morde der armenischen Komitees verantwortlich."

Der britische Botschafter in Adana Doughty Wily schrieb in seinem Bericht 1909 "die Armenier versuchen die Ausländer zum Eingreifen zu veranlassen."

General Mayewski, der in Bitlis und Van als russischer Botschafter tätig war, hat 1912 in seinem Bericht folgendes vermerkt:

"In den Jahren 1895 und 1896 haben die armenischen Komitees bei den Armeniern und dem einheimischen Volk solch eine Unsicherheit verbreitet, dass in diesen Gebieten die Realisierung irgendeiner Reform unmöglich war. Die armenischen Geistlichen bemühten sich um fast keine religiöse Ausübung. Dagegen haben sie zur Verbreitung des Nationalismus beigetragen. Solche Gedanken sind hinter den Mauern des geheimnisvollen Klosters zustande gekommen. Die Stelle von geistlichen Lehren nahm die Feindlichkeit gegenüber Moslems ein. Die Gründe für die Aufstände in den Jahren 1895 und 1896 in vielen Städten der asiatischen Türkei sind weder die große Armut der armenischen Bauern, noch der Druck, dem sie ausgesetzt waren. Diese Bauern waren viel reicher und wohlhabender als ihre Nachbarn. Die Armenier haben aus diesen drei Gründen revoltiert:

1. Die bekannten politischen Entwicklungen

2. Bei der armenischen Öffentlichkeit haben sich die Ansichten wie Nationalismus, Befreiung und Selbständigkeit entwickelt

3. Diese Ansichten wurden von den westlichen Regierungen unterstützt und mit Bemühungen und Suggestionen von armenischen Geistlichen verbreitet."

Mayewski betonte in einem anderen Bericht von Dezember 1912: "Das Taschnak Komitee versucht durch Hass die Moslems und Armeniern gegeneinander aufzuhetzen und somit ein Chaos zu verursachen. Dadurch wird dem russischen Eingriff eine Grundlage vorbereitet."

Zum Schluss hat der Taschnak Ideologe Varandian zugegeben, dass sie "den Eingriff von Europa veranlassen" möchten. Papazian schrieb "die Absicht der Aufstände ist, zu veranlassen, dass sich die europäischen Staaten in die Innenangelegenheit des osmanischen Staates einmischen."

Jeder Aufstand der armenischen Komitees wurde jedes Mal unter dem Vorwand, dass die Europäer eingreifen werden, eingeleitet. An diese Propaganda haben auch einige Komiteemitgliedern geglaubt. Bei der Besetzung der osmanischen Bank hat das Komiteemitglied Armen Aknomi stundenlang auf das Kommen der britischen Flotte gewartet und danach seinem Schicksal gefolgt und Selbstmord begannen.

Sowohl in den Aussagen der armenischen Schriftsteller und Komitees, als auch der britischen und russischen Diplomaten, die die Armenier unterstützen, sieht man offen, dass die Gründe für den armenischen Aufstand weder die Armut und Reformen, noch die Behauptung nach einer Unterdrückung sind. Der Grund des Aufstandes ist der Wunsch Russlands und der westlichen Mächte, die zusammen mit der Kirche das osmanische Imperium teilen wollten.

Die Osmanen haben in Anbetracht dieser Aufstände, das gemacht, was alle Staaten machen würden und haben, um die Aufstände niederzuschlagen, Streitkräfte geschickt. Die Aufstände konnten in kurzer Zeit niedergeschlagen werden, weil die meisten des armenischen Volkes die Aktivitäten des Komitees nicht übernehmen konnten. Aber wie oben schon erwähnt, wurde jeder Niederschlag eines Aufstandes als "Blutbad" dargestellt.

Die gefassten terroristischer Komiteemitglieder wurden mit Hilfe der mächtigen Staaten wieder freigelassen. Die Anführer des Zeytun-Aufstandes, die Besetzung der osmanischen Bank und des Attentatsversuches auf Padischah Abdülhamid konnten mit dem Eingreifen der mächtigen Staaten unbekümmert die osmanischen Böden verlassen, obendrein konnten sie mit gefälschten Pässen zurückkommen, um neue Morde zu begehen.

Aber sowohl die Armenier als auch die mächtigen Staaten hatten ein Grundelement außer Betracht gelassen: auf den im Namen der Armenier geforderten Territorien waren Armeniern nur eine Minderheit.

Die 6 östliche Städte, auf denen die Armenier ein unabhängiges Armenien gründen wollten, sind Erzurum, Bitlis, Elazig, Diyarbakir und Sivas. Die Bodenwünsche der Armenier sollten sich mit der Zeit vergrößern und Adana, Aleppo und Trbzon mit einziehen. Jetzt wollen wir die östlichen Städte anhand der westlichen Quellen, vor allem aber dem französischen gelbe Buch, dass die armenische Einwohnerzahl am höchsten angibt, als Grundlage nehmen und die Einwohnerzahlen in diesen Städten sowie die armenische Einwohnerzahlen betrachten:

 

Gesamte Einwohnerzahl

Armenisch gregorianische Einwohner

Armenische Quote (%)

Erzurum

645,702

134,967

20,90

Bitlis

398,625

131,390

32,96

Van

430,000

80,798

18,79

Elazig

578,814

69,718

12,04

Diyarbakir

471,462

79,129

16,78

Sivas

1,086,015

170,433

15,68

Adana

403,539

97,450

24,14

Aleppo

995,758

37,999

3,81

Trabzon

1,047,700

47,200

4,50

Wir finden es hier nützlich, kurz zu erwähnen, wie Russland die Armenier mit dem Versprechen nach einem Armenien gegen den osmanischen Staat aufhetzte und wie es die Armenier in seinem eigenen Land behandelte und was seine eigentlichen Absichten waren.

Als Russland in Kaukasien einmarschierte, wurde die Umsetzung einer Politik versucht, die die Kaukasischen-Armenier zu Russen und Orthodoxen machen wollte. Mit dieser Absicht wurde im Jahre 1836 das Polijenia Gesetz verabschiedet. Die Befugnisse der Ecmiyazin Katolikos wurden eingeschränkt, die Versetzung von Katolikos ging in das Dienstgebiet des Zaren über. 1882 wurden die armenischen Zeitungen und Schulen geschlossen und 1903 hat diese armenische Kirche den Besitztum der Gesellschaften und Schulen beschlagnahmt. Kurz gesagt, wie den berühmten Spruch des russischen Außenministers Lebonof Rostowski besagt, war ein "Armenien ohne Armenier" beabsichtigt. Man sieht, dass einige armenische Schriftsteller versuchten, diesen Spruch der osmanischen Regierung zuzuschreiben. Dieser Punkt gibt uns über den Charakter der armenischen Propaganda einen deutlichen Anhaltspunkt.

Die russische Unterdrückung und Gewalt gegenüber den Armeniern wurde sowohl von den armenischen, als auch von ausländischen Schriftstellern ausführlich erzählt. Wir geben uns mit den folgenden zwei Beispielen zufrieden:
Der armenische Historiker Vartanyan schreibt in seinem Buch mit dem Titel "Die Geschichte der armenischen Bewegung" folgendes:

"Die osmanischen Armenier waren im Vergleich gegenüber den Armeniern im zaristischen Russland in ihren Bräuchen, Religion, Literatur und Sprache unabhängig."

Edgar Granville sagte: "Gegen die Grausamkeiten der Russen war der einzige Unterschlupf der Armenier das osmanische Reich."

Die eigentliche Absicht von Russland war es nicht einen armenischen Staat in Ostanatolien zu gründen, sondern diese Territorien seinem eigenen Land anzuschließen. In den Abkommen, die während de 1. Weltkrieges über die Aufteilung des osmanischen Reiches ausgearbeitet wurden, wurden die Territorien, die den Armeniern für die Gründung eines selbständigen Staates zugesichert wurden, zwischen Russland und Frankreich aufgeteilt. Der russische Zar sagte Eçmiyazin Katolika "In Russland herrsche keine Armenier-Frage".

Der armenische Schriftsteller Boryan hat in diesem Punkt mit den folgenden Worten eine treffende Erkennung gemacht:

"Das zaristische Russland wollte niemals einen armenischen, selbständigen Staat gründen. Deshalb waren die Armenier, die für die armenische Selbständigkeit arbeiteten, eigentlich nur als Spione des Zarentums aktiv, damit Russland Ostanatolien erobern konnten."

QUELLEN:
1) URAS, Esat; o.g.W., Seite 212 - 215
2) URAS, Esat; o.g.W., Seite 250 - 251
3) SCHEMSI, Kara; o.g.W., pp. 20 - 21
4) NALBANDIAN, Luase; Armenian Revolutionary Movement University of California Press, 1963, Seite 110 - 110
5) PAPAZIAN K.S., Patriotism Perverted, Boston, Baiker Press, 1934, Seite 14 - 15
6) Loris- Melikoff, Dr. Jean; La Revolution Russe et les Nouvelles Repobliques Transcaucasiennes, Paris 1920, Seite 81
7) Englisches Außenministerium Archiv, F.O. 424/46, Seite 205 - 206, Nr. 336
8) Englisches Blaues Buch, Nr. 6 (1894), Seite 57
9) Englisches Blaues Buch, Nr. 6 (1894), Seite 222 - 223
10) URAS, Esat; o.g.W., Seite 426
11) Englisches Blaues Buch, Nr. 8 (1896), Seite 108
12) SCHEMSI, Kara; o.g.W., Seite 11
13) General MAYEWSKI; Statistigue des Provinces de Van et de Bitlis, Seite 11 - 13
14) SCHEMSI, Kara; o.g.W., Seite 11
15) VARANDIAN, Mikayel; History of the Dashnagtzoutune, Paris, 1932, Seite 302, Papazian, K.S. o.g.W., Seite 19
16) PAPAZIAN, K.S., o.g.W., Seite 19