Haben die Türken 1915 die Armenier systematisch einem Völkermord unterworfen?

Der Ausbruch des ersten Weltkriegs und die Teilnahme des osmanischen Staates ab dem 1. November 1914 auf der Seite Deutschlands gegen die Entente-Staaten wurde von Armeniern als eine grosse Gelegenheit betrachtet. Wie Louse Nalbandian betonte, war für die armenischen Komitees die Teilnahme der Osmanen am Weltkrieg die günstigste Zeit um einen totalen Aufstand zu starten.

Wegen der Befürchtung, die Komitees könnten während des Kriegs mit Aktionen beginnen, verwirklichte die osmanische Regierung im August 1914 ein Treffen mit Funktionären des Taschnak Komitees. Dabei versprachen die Taschnak Funktionäre bei einer Teilnahme der Osmanen am Krieg als treue Bürger auf der Seite der osmanischen Armeen zu sein. Doch sie hielten ihr Versprechen nicht ein. Denn vor dieser Versammlung wurde im Juni auf dem Taschnak Kongress in Erzurum vereinbart, dass der Kampf gegen den osmanischen Staat fortgeführt wird.

Die russischen Armenier haben Vorbereitungen getroffen, um mit der russischen Armee den osmanischen Staat anzugreifen. Zwischen dem Ecmiyazin Katoliko und kaukasischen Generalgouverneur Vranzof- Daschkof kam es zu einer Übereinstimmung, "wenn Russland den Osmanen die Reform für die Armenier umsetzen lässt, werden die russischen Armenier Russland bedingungslos unterstützen.

Später wurde der Katolikos vom Zaren empfangen und teilte dem Zaren mit, dass die Rettung der Armenier nur dann möglich ist, wenn sie sich der türkischen Herrschaft entziehen und ein unabhängiges Armenien bilden und von den Russen geschützt werden.4 Die Absicht von Russland war, Ostanatolien einzugliedern und dazu die Armenier ausnutzen.

Als die Russen den Osmanen den Krieg erklärten, hat das Taschnak Komitee im Presseorgan Horizon die folgende Bekanntmachung veröffentlicht:

"Die Armenier haben ohne zu zögern auf der Seite der Entente-Staaten ihren Platz eingenommen. Sie haben ihre ganzen Mächte Russland zur Verfügung gestellt; Außerdem haben sie die freiwilligen Regimente gebildet."

Das Taschnak Komitee hat seiner Organisation die folgende Anordnung gegeben:

"Wenn die Russen die Grenze überschritten und die osmanischen Armeen anfangen haben sich zurückzuziehen, sollen überall Aufstände eingeleitet werden. Somit sollen die osmanischen Armeen ins Kreuzfeuer genommen werden. Falls die Osmanen vorrücken, sollen die armenischen Soldaten mit ihren Waffen ihre Truppen verlassen und Partisanengruppen bilden und sich mit den Russen vereinigen."

Das Hincak Komitee teilte in seinen Anordnungen an seine Organisation mit, dass das Komitee mit all seinen Mächten an de Auseinandersetzungen teilnehmen und als Verbündeter der Entente-Staaten, vor allem von Russland, alles tun wird, um in Armenien, Zilizien, Kaukasien und Aserbeidschan zu siegen und dafür mit allen Mitteln den Entente-Staaten helfen wird."

Papazyan, der im osmanischen Parlament als Van Abgeordneter tätig war, hat in einer Deklaration gefordert, dass in Kaukasien freiwillige armenische Regimente bereit gestellt werden. Diese sollten als die Führer der russischen Armee die wichtigen Punkte in Gebieten, die von Armeniern bewohnt werden, erobern und sich den auf anatolischen Territorien vorarbeitenden armenischen Regimenten anschließen."

All diese Anweisungen wurden befolgt. Mit Beginn des russischen Einmarsches mit Vortrupps aus freiwilligen russischen und osmanischen Armeniern aus dem Osten ins osmanische Territorium desertierten die armenischen Soldaten der osmanischen Armee und schlossen sich mit ihren Waffen den russischen Truppen an oder bildeten Banden. Die Armenier rüsteten sich mit den seit Jahren in armenischen Schulen, bei Missionären und in Kirchen versteckten Waffen auf. An dieser Stelle wollen wir daran erinnern, dass der Wehrdienst für Armenier erst durch ein in der zweiten konstitutionellen Periode erlassenes Gesetzt gebilligt worden ist. Die bewaffneten armenischen Banden folgten dem folgenden Befehl der Komitees: "wenn du dich befreien willst, dann ermorde erst deinen Nachbar." So begannen die bewaffneten Armenier mit Massakern in den türkischen Städten, Kreisstädten und Dörfern, in denen alle Männer an der Front waren. So fielen sie den osmanischen Kräften in den Rücken, verhinderten sie an ihrer Offensive, sperrten ihre Nachschubwege, lockten Konvois mit Verletzten in den Hinderhalt, zerstörten Brücken und Strassen und ermöglichten durch ihre Aufstände in den Städten die russische Besetzung.

Die Grausamkeit der armenischen freiwilligen Regimente auf der Seite der russischen Kräfte war so übertrieben, dass die russische Kommandantur den Drang verspürte, einige armenische Einheiten von der Front zu ziehen und an die hinteren Linien zu versetzen. Die Memoiren einiger Offiziere, die zur damaligen Zeit bei der russischen Armee waren, sind Zeugen dieser Grausamkeit.

Von armenischen Massakern waren nicht nur Türken betroffen. Auch Griechen um Trabzon und Juden in Hakkari wurden von armenischen Banden massakriert. Die armenischen Komitees hatten das Ziel alle anderen Menschen ausser Armeniern in den genannten Gebieten zu vernichten oder sie zur Migration zwingen. Sie wollten dadurch erreichen, dass in dem ersehnten armenischen Staat die Armenier die Mehrheit bildeten.

An der Spitze der ersten armenischen Einheiten die zusammen mit russischen Streitkräften die Grenze überschritten hatten, stand der mit dem Spitznamen "Armen Garo" bekannte ehemalige osmanische Abgeordnete Karekin Pastirmaciyan. Wiederum der frühere osmanische Abgeordnete Hamparsum Boyaciyan mit dem Spitznamen "Murad" griff mit armenischen Banden unter seiner Führung türkische Städte und Dörfer an und befahl sogar die Ermordung von türkischen Kindern, die für die armenische Nation eine Gefahr darstellten. Die Russen leisteten den Armeniern volle Unterstützung. Wieder ein alter Abgeordneter Papazyan hat mit seiner Bande die Gegend von Van, Bitlis und Musch tyrannisiert.

Im März 1915 leiteten die russischen Kräfte eine Offensive in Richtung Van ein. Daraufhin begann am 21. April ein großer Aufstand in Van. Resultat war, das Van in die Hände der Russen geriet. Der russische Zar Nikola II. hat am 21. April 1915 dem armenischen Komitee in Van ein Telegramm geschickt und Russland wegen seinen Diensten gedankt. In der armenischen Zeitung Gocnak, die in den USA veröffentlicht wird, steht in der Ausgabe vom 24. Mai 1915 mit Stolz "in Van gibt es nur noch 1.500 Türken".

Die Worte des Taschnak-Vertreters auf dem armenischen Nationalkongress im Februar 1915, dass Russland für die Bewaffnung der Armenier sowie für die Vorbereitung und Durchführung der Aufstände den osmanischen Armeniern 142.900 Rubel gewährt habe, legt die russisch-armenische Allianz und die Vorbereitungen der armenischen Komitees vor Kriegbeginn offen dar.

Die Armenier haben die Gewohnheit, diese Bewegungen und Aufstände, nach der Umsiedelungsentscheidung der Osmanen, als Selbstverteidigung darzustellen. Dabei war noch kein Beschluß über Umsiedelung getroffen. Die Aufstände waren kein Ergebnis der Umsiedelung, sondern die Umsiedelung war ein Ergebnis der Aufstände.

Parallel zu diesen Ereignessen drangen britische und französische Marineeinheiten bis zu den Dardanellen vor. Osmanische Armeen kämpften von Galizien bis Ostanatolien und dem Irak an verschiedenen Fronten gegen den Feind.

Die osmanische Regierung unterrichtete erst den armenischen Patriarch, armenische Abgeordnete und führende Armenier darüber, dass bei einer Fortsetzung der Massakrierung von Moslem Massnahmen ergriffen werden. Als dies zu keinem Ergebnis führte, wurden am 24. April 1915 die armenischen Komitees geschlossen und 235 Funktionäre dieser Komitees wurden wegen staatsfeindlicher Tätigkeiten verhaftet.

Aus diesem Grund begehen die armenischen Gesellschaften im Ausland den 24. April als Jahrestag des angeblichen "Völkermords", an dem 235 Armenier festgenommen wurden.

Wegen der grossen Gefahren im In- und Ausland ergriff die osmanische Regierung Massnahmen, wie es jeder bedrohte Staat tun würde. So wurden Armenier aus den Regionen unweit der Kriegsgebiete in die südlichen osmanischen Regionen, nach Syrien und in die irakischen Provinzen umgesiedelt. Die Notverordnung, also das vorübergehende Gesetz über Umsiedlung der Armenier wurde am 27.Mai 1915 erlassen.

So wie auch der armenische Historiker Leo betont hatte, hat die osmanische Regierung ihr Recht auf Wahrung der eigenen Existenz, gegen die armenischen Komitees genutzt, die sich von den Russen provozieren ließen und mit Vertrauen auf die russischen Waffen Aufstände eingeleitet haben.

Außerdem ist eine Umsiedelung keine Strafe, sondern der Zwang eine bestimmte Gruppe aus Sicherheitsgründen von einem Ort zum anderen umzusiedeln. Um schädliche Aktivitäten von Gemeinschaften zu verhindern, deren Kollaboration mit dem Feind während eines Kriegs bewiesen ist und die sich damit rühmen, werden sie zu einer Zwangsumsiedlung gezwungen. Dies ist kein Grund für einen Einspruch. Diese Maßnahme trafen alle am II. Weltkrieg teilnehmenden Staaten.

Noch dazu hat die osmanische Regierung konkrete Bemühungen gezeigt, um die Armenier während der Umsiedelung vor Gefahren zu schützen. Die diesbezüglich veröffentlichten Befehle sind ein klarer Beweis dafür:

"Die Reise der in den erwähnten Kreisstädten und Dörfern lebenden Armenier in ihre neuen Wohngebiete, soll bequem verlaufen. Ihr Leben und ihre Eigentürmer sollen geschützt werden. Angefangen von ihrer Ankunft bis zur ihrer endgültigen Ansiedlung sollen ihre Verpflegungskosten vom Flüchtlingsfond getragen werden. Ihnen sollen je nach ihrer finanziellen Lage vor ihrer Umsiedlung und ihren gegenwärtigen Bedürfnissen Grundstücke und Güter gegeben werden. Für die Notdürftigen soll die Regierung Häuser bauen und für die Handwerker, Bauer, Samen, Geräte und Ausrüstung zur Verfügung stellen."

"Da dieser Befehl nur eine Maßname zur Vorbeugung der Verbreitung der armenischen Aufstandkomitees war, soll diese Maßnahmen so umgesetzt werden, das sie zu keinen gegenseitigen Massakerversuchen zwischen moslemischen und armenischen Gruppen führt."

"Für die Bereitsellung von Spezialbeauftragten, die die armenischen Gruppen bei ihrer Umsiedlung begleiten sollen, werden Regelungen getroffen. Die Nahrungsmittelbedürfnisse und andere werden gedeckt. In diesem Rahmen werden die erforderlichen Ausgaben vom Regierungsfond getragen."

"Während die Reise sollen die armenischen Gruppen verpflegt werden. Für die Ansiedlung der armen unter ihnen sollen Kreditegewährt werden. Die für die Reisenden aufgeschlagenen Lager sollen regelmäßig kontrolliert werden. Für den Wohlstand dieser Menschen sollen die notwendigen Maßnahmen getroffen werden. Außerdem soll ihre Ruhe und Sicherheit gesichert werden. Den armen unter ihnen soll genügend zu Essen gegeben und ihr gesundheitlicher Zustand jeden Tag von einem Arzt kontrolliert werden. Die Kranken, Frauen und Kinder sollen mit dem Zug, die anderen, je nach gesundheitlichem Zustand zu Pferd, dem Auto oder zu Fuß geschickt werden. Jeder Geleitzug soll von einer Schutztruppe begleitet werden. Die Nahrungsmittel von jedem Geleitzug sollen bis zur Ankunft beschützt werden. Wenn während der Reise die Lager oder die armenischen Gruppen angegriffen werden, sollen diese Angriffe sofort abgewehrt werden."

Dass die Armenier während den ostanatolischen Kämpfen und der Umsiedelung Verluste erlitten, ist richtig. Im Grunde streitet das niemand ab. Es ist die Rede von einem Weltkrieg, einer Rebellion und Aufstand und die daraus resultierende Umsiedlung. Die allgemeine unruhige Atmosphäre, die auf den Krieg zurückzuführen ist, persönlicher Hass und Rachegefühle, waren Gründe dafür, dass die Umsiedler angegriffen wurden. Der Staat hat so gut wie nur möglich versucht, dies zu verhindern und die Verantwortlichen bestraft.

Auf der anderen Seit muss man auch die schwierigen Umstände während der Kriegszeit, den Mangel an Fahrzeugen, Brennstoff, Nahrungsmittel und anderen Möglichkeiten, die klimatischen Bedingungen und ansteckende Krankheiten wie Typhus, die zur Vernichtung führten vor Augen halten. Man darf das 90.000 Mann starke osmanische Armeekorps, das an der Ostfront wegen Kälte und Krankheit umgekommen ist, nicht vergessen. Sogar in den von der Front entfernten Gebieten, selbst in der Hauptstadt Istanbul musste schlimmes durchgemacht werden. Diese Umstände und Notsituationen waren nicht nur für die Armenier gültig, sondern für alle Osmanen. Jeder teilte das erlebte Leid.

Die Basis der Brennpunkte der armenischen Propaganda und des Terrors, der heute als "Der erste Völkermord des XX. Jahrhunderts" bekanntgemacht wird, ist darauf zurückzuführen.

QUELLEN: 1) NALBANDIAN, Louise, o.g.W., Seite 111 2) Die Handlung- und Rebellionsbewegungen des Armenier Komitee, Istanbul, 1917, Seite 144- 146 3) TCHALKOUCHIAN, Gr., Le Livre Rouge, Paris, 1919, Seite 12 4) TCHALKOUCHIAN, Gr., o.g.W 5) URAS, Esat, o.g.W., Seite 594 6) HOCAOGLU, Mehmet, Grausamkeit der Armenier und die Armenier, Istanbul, 1976, S. 570- 571 7) Die Handlung- und Rebellionsbewegungen des Armenier Komitee, Seite 151- 153 8) URAS, Esat, o.g.W., Seite 596- 600 9) Beispiel "Journal de Guerre du Deuxieme Regiment d´Artillerie de Forteresse Russe d´Erzoroum, 1919" 10) Schemsi, Kara, o.g.W., Seite 41- 49 11) URAS, Esat, o.g.W., Seite 604 12) Ministerrat Bestimmungen vom Mai 1915, Archiv des Ministerpräsident, Istanbul Ministersitzungsprotokolle, Band 198, Entscheidung Nr. 1331/163 13) Englisches Außenministerium Archiv, 371/9158/ E 5523 14) Englisches Außenministerium Archiv, 371/9158/ E 5523