Die armenischen Kongresse

Pariser Kongress

Der erste Weltkongreß der armenischen Organisationen wurde vom 3. bis 6. September 1979 veranstaltet. An diesem Kongreß nahm die Organisation ASALA mit ausschlaggebender Macht teil und spielte eine bedeutende Rolle. Der Kongreß wirkte sich auch auf die armenischen revolutionäre Kräfte in Frankreich aus. Dadurch wurde vor allem eine Teilnahme an den Terrororganisationen gewährleistet. Man kann das Ziel des Kongresses mit diesen Wörtern kurz zusammenfassen: "Die Vereinigung der Weltarmenier in einer Idee und unter einer Fahne sowie ihre Organisation und die Bewertung der politischen Lage und die territorialen Forderungen einzuleiten".

Hier einige der beim Kongreß gestellten Antraege:

a. Beendigung der Konflikte zwischen den Parteien und Konfessionen, Gründung eines "Zentralkomitees".

b. Maßnahmen, welche die Assimilation der Diaspora-Armenier beenden sollen.

c. Gewährleistung der militärischen Theoretiker und Strategiefachmänner, die bei den Anschlaegen und Taten erforderlich sind.

Die bei diesem Kongreß gefassten Beschlüsse sind wie folgt:

a. Die Bewegung Pan-Armenismus wird beschleunigt, der Begriff "Armenier" wird im Umfeld von Diaspora politisiert und es wird eine "armenische Kraft" auf der Welt geschaffen.

b. Die Möglichkeiten, nach der Unterstützung der in den Sowjet Sozialistischer Republik befindenden Armenier in der Armenier-Frage werden untersucht. Die erforderlichen Unterstützungen werden gewährleistet.

c. Territoriale Forderungen und -Ansprüche werden direkt an die Türkei gestellt.

d. Der armenischen Kirche wird ein nationaler Charakter verliehen.

e. Arbeiten zur Gründung einer armenischen Bank werden aufgenommen.

f. Zentralbüros müssen gegründet werden. Die Sende- und Kommunikationsmöglichkeiten müssen entwickelt werden.

Nach dem Kongress in Paris intensivierten sich die Terror- und Gewaltakte der Armenier. Dadurch erhielt die Terrororganisation ASALA neue Möglichkeiten und wurde noch mächtiger. In den Vereinigungsbemühungen fing eine wirksame Periode an. Die Waffenschulungen- und Übungen wurden in verschiedenen Zentralen und an verschiedenen Orten gesteigert.

QUELLE: Uras, Esat, Tarihte Ermeniler ve Ermeni Meselesi, Istanbul, 1987, S.CCVI.

Lausanne Kongress

Der Kongress in Lausanne wurde in einer Zeit veranstaltet, als die armenischen Terrorakte eine Grosser Dimension erhielten und die Weltöffentlichkeit allmählich die Armenier und Terroristen kritisierten. Der Kongress trug die Bedeutung "der Vereinigung der armenischen Politik und die Gewährleistung einer einheitlichen Bewegung". An diesem Kongreß, an dem die Organisation ASALA nicht teilnahm, waren die Organisationen, die sich für die Gewaltanwendung aussprachen, in der Minderheit. Infolge des Kongresses kam es bei der Taschnak und ASALA zu Trennungen. Kleinere Terrororganisationen und -Einheiten verhielten sich wilkürlich und verübten ihre Taten, als ob sie neue Organisationen waeren. Ein Grossteil von diesen Organisationen wurde aufgelöst. Die Kämpfer wurden verhaftet und verurteilt.

Wichtige Themen der Tagesordnung des Kongresses und Antraege waren die folgenden:

a. Es muss eine gründende Delegation gebildet werden, die grundlegenden Politiken sind festzusetzen, die grundlegenden Meinungen über territoriale Ansprüche sind festzulegen, diese Forderung muss auf einer Grundlage bassieren.

b. "Es muss eine nationale Befreiungsbewegung gegründet werden, die nationale und demokratische Ideen besitzen.

c. Dieser Kongress muss demokratische und parlamentarische Eigenschaften, wie die Weltkongresse der Juden, erwerben.

Folgende Beschlüsse wurden in Lausanne gefasst:

a. Damit sich dieser Kongress eine parlamentarische und demokratische Eigenschaften erwerben kann, werden die notwendigen Vorbereitungen eingeleitet und ein "Grundgesetzt" vorbereitet.

b. Die gründende Delegation wird sowohl die Vorbereitungen für ein Grundgesetz führen, als auch verschiedene politische Ideen zu einer Synthese zusammenstellen und dem Text hinzufügen.

c. Die Arbeiten dieses Kongresses werden mit einer Deklaration der Weltöffentlichkeit bekannt gegeben..

Der Kongreß in Lausanne wurde mit verschiedenen Diskussionen zu Ende geführt. Zudem herrschte eine grosse Unordnung. Obwohl die Gemaessigten den Kongreß beherrschten, konnten sie keine wichtigen Entwicklungen verzeichnen. Nach diesem Kongreß wurden die Auseinandersetzungen fortgesetzt und die Trennungen fingen an.

QUELLE: Uras, Esat, Tarihte Ermeniler ve Ermeni Meselesi, Istanbul, 1987, s.CCVII.

Sevres Kongress

Vom 7. bis 13. Juli 1985 wurde in Sevres der als "III. Weltkonrgess der armenischen Organisationen" bekannte Kongress abgehalten. Hauptziel des Kongresses war die Annahme des ausgearbeiteten "armenischen Grundgesetzes". Damit würde versucht, eine "Einheit" zu gründendamit die Armenier auf der ganzen Welt vertreten können.

Bei dem Kongreß, an dem sich die ASALA nicht beteiligte und die Terrororganisationen offiziell nicht vertreten wurden, führte die Vertretungseigenschaft der Taschnak zu langen Diskussionen.

Die beim Kongress unterbreiteten Vorschlaege und gefassten Beschlüsse sind die folgenden:

a. "Einziges Armeniertum, einziges Ziel, einziger Kampf, einzige Stimme" wurden als ein Slogan vorgeschlagen und angenommen.

b. Es wurde behauptet, daß die Bestimmungen von Sevres immer noch gültig sind und die von Lausanne hingegen nicht mehr.

c. Der Antrag die ASALA nicht mehr zu unterstützen, wurde angenommen..

d. Der Antrag über einen staendigen Kampf gegen die Türkei wurde anerkannt.

e. Der Antrag über die Unterstützung Griechenlands und der insel-griechischen Seite auf Zypern, die ihren Kampf gegen die expansionistische Politik der Türkei fortsetzen, wurde angenommen.

f. Der Antrag, daß dem Kongreß die selbe Eigenschaft wie des "palaestinensischen Nationalrates im Exil" verliehen wird, wurde unter der Bedingung der Beobachtung der Entwicklungen angenommen.

Die beim Sevres Kongress gefassten Beschlüsse sind die folgenden:

a. Der Kongreß das "armenische Grundgesetz" wurde anerkannt.

b. Der Kongreß hat die Einleitung einer vielseitigen Strategie zum Erreichen der Ziele. Demnach:

- Für die Bekaempfung des türkischen Kolonialismus werden, wie auch bei armenischen und anderen Völkern auch, mit den in der Türkei existierenden fortschrittlichen und revolutionären Bewegungen Partnerschaften gegründet. Ferner ist beschlossen worden, daß der Kampf des armenischen Volkes mit den Kämpfen der anderen Völker in absoluter Verbindung steht. - Waehrend der armenische Weltkongreß bekannt gibt, daß er keine Beziehung zu anderen Staaten und Maechten hat, werden Hilfen und Unterstützungen angenommen, die den Kampf der armenischen Völker würdigen.

c. Der Kongress hat beschlossen, die Staaten, die den Friedensvertrag von Lausanne unterzeichneten, also der Vereinten Nationen, der Sowjetunion, der armenischen Sowjetrepublik, den USA, dem Europarat, der Unabhängigen Blockbewegung mitzuteilen, daß "das armenisches Volk, das einziges Volk ist, bei dem der Kolonialismus nicht abgeschafft worden ist. Dieser Entschluss wurde umgesetzt.

d. Ein weiterer Beschluß dieses Kongreßes ist, daß die Türkei zur Anerkennung des (angeblichen) Völkermordes im Jahre 1915 gezwungen wird. Im Falle der Anerkennung werde der Weg für die Befreiung der Territorien geebnet. Diese Absicht wurd praktisch durchgeführt. In diesem Rahmen wurden den betreffen Behörden Erklaerungen gegeben und Anträge gestellt.

e. Der Kongreß hat den Beschluß über eine Danksagungsbotschaft an die Sowjetunion, die sich für die Wahrung der armenischen Kultur im sowjetischen Armenien eingesetzt hat.

Waehrend bei dem Kongreß die Sowjetunion gelobt wurde, weil sie den Völkermord anerkannt und der Schriftsteller Zrtisan im Jahre 1985 in der Zeitung Prawda einen Artikel in diesem Thema veröffentlichte, wurde der US-Kongress kritisiert, da sie den Gesetzesentwurf über den Völkermord nicht durchsetzen konnten.

QUELLE: Uras, Esat, Tarihte Ermeniler ve Ermeni Meselesi, Istanbul, 1987, s.CCVIII

Die armenische Verfassung

Die Vorstellungsrede des armenischen Grundgesetzes während des "dritten Armenischen Weltkongreßes", der auch als Sevres-Kongreß in 1985 bekannt ist, hielt der Kongreßvorsitzende Priester James Karnusijan. Er vermerkte, Armeiner würden aufgrund ihrer Trennung untereinander sehr leiden. Für die Überwindung dieser Unruhen und zur Gewährleistung der armenischen Einheit gebe es andere Lösung als die "vereinigte Gruppe". Der "Grundgesetz" genannte Text beinhalte in diesem Zusammanheng alle Ansichten für dieses Ziel.

Neutrale Beobachter erklärten, im Falle der Einführung des armenischen Grundgesetzes würden sich "alle Institutionen und Organisationen, die sich für den armenischen Kampf einsetzten, unter einem Dach vereinen."

Im Grundgesetz wurden die Vorhaben und Ziele des "armenischen Kongresses" im allgemeinen mit den folgenden Artikeln dargestellt:

a. Vereinigung aller zerstreuten Armenier für den Aufbau einer Struktur.

b. Die Anerkennung des Kongresses von der ganzen Welt.

c. Ausnutzung aller diplomatischen und politischen Wege, um die von der Türkei besetzten Gebiete zu befreien.

d. Vorbereitungen für die Rückkehr der Armenier in ihr Vaterland einleiten.

e. Die Kongresszentrale wird in der Schweiz sein.

f. Der armenische Nationalkongreß wird Institutionen wie das Plenum und den Verwaltungsrat bilden.

QUELLE: Uras, Eat, Tarihte Ermeniler ve Ermeni Meselesi, Istanbul, 1987, s.CCIX.

Die Ziele der armenischen Versammlungen

Es ist bekannt, daß im historischen Prozess der Armenier-Frage verschiedene armenische Kongresse auf Forderung der armenischen Terrororganisationen, Kirchen und auf Einladung von einigen Staaten, verschiedene armenische Kongresse veranstaltet wurden. Der grösste Teil dieser Kongresse wurde von den Terrororganisationen Taschnak und Hindschak veranstaltet. Bei diesen Kongressen, die die Mitglieder der Organisationen, betreffende Armenier und Kirchenvertreter zusammenkommen liessen, wurden unter den gegenwaertigen Umstaenden die Lagen und Möglichkeiten der Organisationen, ihre Aktionen erörtert. Ferner wurden Beschlüsse gefaßt, die praktisch nicht durchgeführt werden konnten.

Zwischen 1973 bis 1985, in der Periode des neuen armenischen Terrors, wurden unter den Namen "Kongresse der Weltarmenier" bzw. "Kongresse der Organisationen der Weltarmenier" im Jahre 1979 in Paris und im Jahre 1983 in Lausanne und im Jahre 1985 in Sevres Kongresse veranstaltet. Durch diese Kongresse wurde versucht Botschaften an die Weltöffentlichkeit, die armenischen Einheiten sowie den Mitgliedern der armenischen Terrororganisationen zu vermitteln. Unter der Führung des Priesters James Karnusijan wurde einen Kongreß veranstaltet, bei dem der Text mit dem Titel "Armenisches Grundgesetz" anerkannt wurde.

Die hauptsächlichen Ziele der Kongresse während der genannten Periode wurden als "Gewährleistung der Vereinigung und Einheit der Armenier", "Die Durchführung der politischen Wünsche und Forderungen von einer Zentrale aus" sowie "die Vereinigung der armenischen Terrororganisationen unter einem Dach und die Gewährleistung der Einheit der Kräfte" dargestellt. Der Durchführung der Propagandatätigkeiten und der psychologischen Bewegungen dieser in der Weltöffentlichkeit wurde Prioritaet eingeraeumt.

Ein weiteres Ziel dieser Kongresse war die Anpassung und Entwicklung der armenischen Terrororganisationen untereinander. Auf diese Weise könnten sämtlicher Ereignisse und terroristische Handlungen mit der armenischen Weltgemeinde in Verbindung gestellt werden. Auch könnte so, wenn nötig, eine Kräfte- und eventuell eine Fronteneinheit gewährleistet werden.

Die gemeinsamen Eigenschaften dieser Kongresse sind wie folgend:

a. In sämtlichen Kongressen wurden den bewaffneten Kämpfen Prioritaet eingeraeumt. Unter den Organisationen, die diesen Kampf für günstig hielten und den anderen Organisationen, die diese Art und Weise des Kampfes nicht gut heissen, kam es später zu Auseinandersetzungen sowie Trennungen von diesen Organisationen. Die ASALA hat sich nach dem Kongress im Paris im Jahre 1979 an keinem den weiteren Kongressen beteiligt bzw. Der ASALA wurde die Teilnahme untersagt.

b. Waehrend der Kongresse wurden beschlossen, alle gefassten Entschlüsse an internationale Organisationen bzw. Institutionen zu schicken und die gefassten Entschlüsse auf internationalen Foren zu diskutieren. Diesbezügliche Möglichkeiten wurden gesucht.

c. Die Vereinigung der Armenier unter einem Dach und ihre Vertretung wurde zu einem der wichtigsten Themen. Doch konnte man keine Einmütigkeit über die Verwirklichung dieses Vorhabens erzielen. Der als "Grundgesetz" bezeichnete Text beinhaltet in diesem Sinne eine Vorbereitungszeit.

d. Die Teilnehmerzahl an den Kongressen nahm allmählich ab.

Es wurde beobachtet, daß waehrend der Kongresse Meinungsverschiedenheiten aufkamen. Aber es wurden keine konkreten Maßnahmen zur Beseitigung dieser Meinungsverschiedenheiten ergriffen.

QUELLE: Uras, Eat, Tarihte Ermeniler ve Ermeni Meselesi, Istanbul, 1987, s.CCV.